Kurzfassung
- Worum geht’s? Ein gängiges Allergie-Nasenspray mit Azelastin wurde 8 Wochen lang vorbeugend angewendet.
- Ergebnis: In der Studie steckten sich 2,2 % der Azelastin-Gruppe mit SARS-CoV-2 an, gegenüber 6,7 % mit Placebo – also deutlich seltener.
- Zusätzlich: Es traten weniger Erkältungen durch Rhinoviren auf.
- Sicherheit: Nebenwirkungen waren meist mild (z. B. bitterer Geschmack, selten Nasenbluten).
- Wichtig: Das Spray ersetzt keine Impfung. Die Anwendung zur COVID-Vorbeugung ist off-label (nicht offiziell dafür zugelassen).
Was wurde untersucht?
- Studiendesign: Doppelblind-, Placebo-kontrollierte Randomisierte Studie (Phase 2) am Universitätsklinikum des Saarlandes.
- Teilnehmende: 450 gesunde Erwachsene (18–65 Jahre), größtenteils geimpft.
- Anwendung: Azelastin 0,1 % oder Placebo, 1 Sprühstoß pro Nasenloch, 3× täglich, für 56 Tage. Bei Symptomen oder engem Kontakt durften Teilnehmende für 3 Tage auf 5× täglich erhöhen.
- Kontrollen: Regelmäßige Schnelltests, positive Ergebnisse wurden per PCR bestätigt.
Die wichtigsten Ergebnisse
- PCR-bestätigte COVID-19-Infektionen:
- Azelastin: 5 von 227 (2,2 %)
- Placebo: 15 von 223 (6,7 %)
→ Relativ ~67 % weniger Infektionen in der Azelastin-Gruppe über 8 Wochen.
- Symptomatische COVID-19-Infektionen: seltener unter Azelastin (1,8 % vs. 6,3 %).
- Erkältungsviren: Rhinovirus-Infektionen traten seltener auf (1,8 % vs. 6,3 %).
- Nebenwirkungen: Insgesamt ähnlich häufig wie unter Placebo; typisch waren bitterer Geschmack, gelegentlich Nasenbluten oder Müdigkeit.
Was bedeutet das für Sie?
Azelastin-Nasenspray (eigentlich gegen Heuschnupfen) könnte das Risiko für eine COVID-19-Infektion senken und möglicherweise auch vor manchen Erkältungen schützen. Das ist praktisch, weil das Spray rezeptfrei erhältlich ist und lokal in der Nase wirkt – dort, wo viele Atemwegsviren zuerst andocken.
Aber:
- Es handelt sich um eine Studie an einem Zentrum mit überwiegend jungen, gesunden, geimpften Erwachsenen.
- Die vorbeugende Anwendung gegen COVID-19 ist nicht Teil der offiziellen Zulassung (off-label).
- Größere, multizentrische Studien müssen die Ergebnisse bestätigen.
Ersetzt das Spray die Impfung?
Nein. Impfungen bleiben die wichtigste Maßnahme, um schwere Verläufe zu verhindern. Ein Nasenspray kann ggf. eine zusätzliche Schutzschicht sein, z. B. bei Reisen, Großveranstaltungen oder in Infektionswellen.
Wie wurde das Spray in der Studie verwendet?
- Routine: 1 Sprühstoß pro Nasenloch, 3× täglich über 8 Wochen.
- Bei Risiko/Symptomen: Vorübergehend 5× täglich für 3 Tage.
Hinweis: Das ist die Studienvorgabe und keine offizielle Anwendungsempfehlung.
Wer sollte vorher Rücksprache halten?
- Schwangere und Stillende
- Personen mit häufigem Nasenbluten, frischen Nasen-OPs oder bekannten Unverträglichkeiten
- Kinder und Jugendliche (in der Studie nicht untersucht)
- Bei regelmäßiger Einnahme weiterer Antihistaminika oder anderer Nasensprays
Mögliche Nebenwirkungen (meist mild)
- Bitterer Geschmack im Mund
- Nasenbluten, Nasenreizungen, selten Müdigkeit
Treten Beschwerden auf, melden Sie sich gern bei uns.
Was wir noch nicht sicher wissen
- Wie gut der Schutz in anderen Altersgruppen oder bei Vorerkrankungen ist
- Wie lange und wie häufig man das Spray sinnvoll vorbeugend einsetzen sollte
- Ob der Effekt in weiteren Studien genauso stark ausfällt
Unser Praxis-Fazit
Azelastin-Nasenspray ist ein vielversprechender Zusatzbaustein zur Vorbeugung von Atemwegsinfektionen, insbesondere COVID-19 – zusätzlich, nicht statt Impfung, Maske in engen Situationen und guter Handhygiene.
Lehr T, Meiser P, Selzer D, et al. Azelastine Nasal Spray for Prevention of SARS-CoV-2 Infections: A Phase 2 Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. Published online September 02, 2025. doi:10.1001/jamainternmed.2025.4283
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